OHLSDORF [2017]

OHLSDORF [2017]

Team: Sam Auinger, Wolfgang Galler, Thomas Koch, Hannes Strobl

Klanginstallation – raumfarben 07 von tamtam (Sam Auinger/Hannes Strobl) in der Kapelle 3 des Hamburger Friedhofs Ohlsdorf. Eröffnung im Rahmen der Fachtagung OHLSDORF 2015 am 28.4.2017

raumfarben 07 verwandelt die Friedhofskapelle Nr. 3 und ihren zentralen Andachtsraum zu einem Hör-Raum. Die Kapelle wird zum stillen klingenden Ort.

Ausgangspunkt für diese Klangkunstarbeit: der Innenraum dieser Kapelle hat die Funktion eines Resonanzkörpers (vergleichbar mit dem Körper einer Gitarre oder Geige).Seine architektonische Form, seine Raumproportionen und die verwendeten Materialien färben jedes Klangereignis – der Raum spricht. Diese zwei zentralen Grundaspekte, die akustische und materielle Bedingung des Raums sowie die historische wie kulturelle Bestimmung und Definition des Ortes bilden die Basis für die Kompositionsstrategie und deren Klangsprache.

Künstlerische Intention: wenn man dieses Gebäude betritt und vom offenen Außenraum in seinen zentralen Innenraum kommt – da, wo sich beim Überschreiten der Raumschwelle der Wechsel vom Außenraum in den Innenraum faktisch vollzieht – da verändert sich das bewusst sinnliche Wahrnehmen am Stärksten.
Dies gilt für das Erleben des Raums in seiner Materialität wie z.B. die Änderung des Klangs der Schritte – wie auch für das Atmosphärische, dem Wechsel von einem Gedanken / Empfindungsraum zum Anderen.
Hier ist die Schwelle keine physisch auffindbare, dieser atmosphärischer Wechsel findet nicht plötzlich statt, er braucht Zeit. Es ist ein langsam empfindbarer Wechsel der uns inspiriert.
Er animiert uns mit uns selbst ins Gespräch zu kommen, über Ereignisse, Dinge und Menschen nachzudenken oder für eine Weile einfach nur zu sein.
Verweilt man mindestens 5-10 Minuten in diesem „anderen Raum“ und hört ihn, spürt ihn, dann wird beim Verlassen der Kapelle ein Wahrnehmungseffekt erlebbar: wir hören und empfinden den Außenraum, den Parkraum neu und frisch. Die Installation hilft uns und lädt uns ein den großen Außenraum mit offenen Ohren und Sinnen wieder neu zu erleben und zu entdecken.

Umsetzung: Nach einer Analyse der akustischen Bedingungen des Hauptraums der Kapelle und der psychologischen und kulturellen Wirkungskräfte des Ortes komponierten tamtam (Sam Auinger/Hannes Strobl) in einem ersten Schritt eine auditive Raumfarbe: es wird eine Atmosphäre geschaffen, die die Besucherinnen zu einer ruhigen und kontemplativen Aufmerksamkeit im Raum animiert.
In einem weiteren Schritt wurde zusammen mit Thomas Koch ein für die kompositorische Idee wie für die akustischen Bedingungen vor Ort ein Soundsystem gestaltet und installiert. Das komponierte Klangmaterial wird – den akustischen Bedingungen vor Ort angemessen – hörbar macht.
Dieses Klangmaterial wurde von den Künstlern vor Ort strukturiert und auf die konkreten Gegebenheiten hin im Raum gemischt und gestimmt.
Es entsteht ein obertonreiches Klanggemisch aus natürlich erzeugten und elektronisch bearbeiteten Klängen – im Wesentlichen gestrichene E-Kontrabass Klangschichten, gespielt von Hannes Strobl:
eine rauschhafte – im oberen Hörspektrum – angesiedelte Klangstruktur ist die klangliche Basis für die Komposition. Sie spricht über und aus der Kuppel. Tonal korrespondierende und in einem natürlichen Atemrhythmus gesetzte E-Bassklänge erzeugen ein langsames Fließen in der Zeit. Es entsteht ein zugleich statischer wie dynamischer Klang der in seiner auditiven Anmutung den Raum in Schwingung versetzt.